Komödien sind der Versuch, dem Chaos einen Sinn abzugewinnen. Es ist eine Art und Weise, wie man mit Dingen umgeht, die überwältigend sind, die einen bedrohen; es ist eine Art, zu überleben und der Wahrheit näher zu kommen.

Laura Linney

Das wesentliche Merkmal einer klassischen Komödie ist, dass niemand ernsthaft an Leib und Leben zu Schaden kommen darf. Das hängt damit zusammen, dass Sie, sobald Sie dem Zuschauer eine Komödie versprechen, so etwas wie einen Vertrag mit ihm eingehen. »Der folgende Film ist leicht und unterhaltsam. Alles, was geschieht, ist komisch. Es darf gelacht werden«, lautet dabei die Abmachung.

Wenn Sie anschließend ein Kind zeigen, das unter einen Lastwagen gerät und lebensgefährlich verletzt wird, dann dürfte den Zuschauern das Lachen im Hals stecken bleiben. Etwas anderes ist es, wenn zwar schlimme Dinge passieren, aber die sonst waltenden Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden, sodass derjenige, den das grausame Schicksal ereilt, heil davonkommt. Ein sehr plastisches Beispiel dafür sind die Tom-und-Jerry-Zeichentrickfilme. Solange Katze oder Maus unter die Räder kommen, aber im nächsten Moment quietschfidel auferstehen, ist das Ganze nicht nur komisch, sondern sogar kindertauglich. Das wäre nicht so, wenn tatsächlich Blut spritzen und das Opfer nicht davonkommen, sondern realitätsnahe Verletzungen erleiden würde.

Ausnahme: Schwarze Komödie

Wie der Name bereits verrät, macht der Humor hier nicht unbedingt vor schmerzhaften oder ekelerregenden Dingen halt. Dementsprechend ist aber auch die Erwartungshaltung des Publikums, das sich auf einen makabren, mitunter die Grenze des guten Geschmacks verletzenden Humor gefasst macht. Das Publikum dieser Filme fällt zahlenmäßig deutlich geringer aus als die Zuschauer der klassischen Komödie, da der Humor dunkel und bisweilen sehr speziell ist.

Untergenre Romantische Komödie oder RomCom

Die Romantische Komödie zeichnet sich dadurch aus, dass sie zwei Hauptfiguren hat, die in den meisten Fällen auch Antagonisten füreinander sind. Eine unumstößliche RomCom-Regel besagt, dass die beiden sich am Ende der Geschichte, allen Hindernissen zum Trotz, kriegen. Zwei einsame Seelen mit gebrochenen Herzen würden nicht nur gegen die RomCom-Konvention verstoßen, sie würden die Erwartungshaltung der Zuschauer enttäuschen und wären auch nicht sehr komisch (es sei denn, man hat sadistische oder zynische Neigungen).

Was macht eine Komödie komisch?

Da ist zunächst der Held der Geschichte. Protagonisten von Komödien lassen sich grob in drei verschiedene Kategorien einteilen:

  1. Agenten des Chaos (Marx Brothers)
  2. Opfer des Chaos (Buster Keaton) oder
  3. 3. Agenten und Opfer des Chaos zugleich (Charlie Chaplin oder beispielsweise auch der von Peter Sellers verkörperte Hrundi V. Bakshi in Der Partyschreck).

Allen gemeinsam ist, dass sie sich oder andere durch Verhalten, das man in den meisten Fällen als »nicht angemessen« bezeichnen würde, in unmögliche und für den Zuschauer sehr komische Situationen bringen. Was nebenbei auf einen sehr wesentlichen Punkt hinweist: Von Nahem betrachtet und für denjenigen, der die Dinge gerade am eigenen Leib erlebt, sind die Ereignisse katastrophal und oft auch sehr angsteinflößend. Für den Zuschauer, der alles aus einem sicheren Abstand beobachten kann und sich selbst im (Fehl-)Verhalten der Figur wieder erkennt, ist das, was ihr widerfährt, komisch. Sobald die Ereignisse auch für den Protagonisten komisch sind, ist es keine Komödie mehr, sondern Klamauk.

First make it work, then make it funny

(Bring die Geschichte erst zum Laufen und kümmere dich später darum, dass es lustig wird)

Die Geschichte zunächst als Drama zu erzählen, um die Tiefen auszuloten und erst nachträglich die komischen Momente zu finden und auszuarbeiten, kann sehr hilfreich sein. Denn wenn man sich gleich auf witzige Ereignisse und komische Dialoge stürzt, entgeht einem womöglich, dass wesentliche Elemente der Geschichte noch sehr holprig sind. Außerdem besteht die Gefahr, dass man die Figuren für ein paar Gags verrät und an der Oberfläche der Geschichte bleibt. Das Ausmaß der Tragik und der damit verbundene Schmerz, der gelungenen Komödien, die uns emotional berühren, zugrunde liegt, werden dabei ausgeklammert.

Das, was eine Geschichte komisch macht, kann außerdem eine besondere (und meist im herkömmlichen Verständnis nicht besonders passende) Sicht auf das Geschehen sein. Die Selbsteinschätzung und das Verhalten der Hauptfigur sind dem Geschehen sehr oft nicht angemessen und sorgen deshalb für komische Momente.

Häufig werden Situationen und Ereignisse, die wir alle aus eigener Erfahrung kennen und die für uns mit Ängsten oder Scham behaftet sind, auf die Spitze getrieben. Das Lachen ist dann dem Wiedererkennen geschuldet und der Erleichterung, dass das, was uns in die Bredouille bringt, auch anderen widerfährt und noch dazu in weit größerem Ausmaß. Aufgrund der übertriebenen Reaktion auf das Geschehen, das in mancher Hinsicht dennoch unserer eigenen Verhaltensweise ähnelt, wird uns die Absurdität unseres Handelns vor Augen geführt.

© 2018   Nicole Mosleh