Kein eindeutiges Genre

Auch der Historienfilm lässt sich häufig zugleich in weitere Genres kategorisieren. Das wird vor allem dann deutlich, wenn man bedenkt, dass historische Filme sich keineswegs auf die sogenannten »Kostümschinken« beschränken. Produktionstechnisch gesprochen ist ein Film bereits dann »historisch«, wenn er erst 20 Jahre zurückliegt. Damit ist auch „Das Leben der Anderen“ ein historischer Film, und zwar nicht etwa nur, weil er in einem historischen Setting spielt (1984 in der DDR, die seit 1990 nicht mehr existiert und deshalb Geschichte ist), sondern weil die Ereignisse eben mehr als 20 Jahre zurückliegen und man deshalb eine vergangene Welt komplett rekonstruieren muss. Die Gemeinsamkeit mit zum Beispiel Mantel-Degen-Filmen, Kriegsfilmen oder Biopics, die alle auch historische Filme sind, beschränkt sich lediglich darauf, dass sie in der Vergangenheit spielen. Darüber hinaus haben sie nichts gemein.

Achtung: hohe Produktionskosten

Für Drehbuchautoren sehr wichtig: Historienfilme sind sehr kostspielig. Eine komplette Welt muss realitätsgetreu und bis ins kleinste Detail nachgebaut werden und das ist teuer. Meist lassen sich diese üblicherweise schwer zu finanzierenden Filme leichter »stemmen«, wenn ein Ereignis ansteht, das Anlass dafür bietet, den Film als »Event« präsentieren zu können. Jahrestage wichtiger Ereignisse eignen sich dazu besonders gut. Wichtig ist nur, sich mit dem Projekt rechtzeitig auf den Weg zu machen und zu versuchen, den Stoff zeitig bei einer Produktionsfirma oder einem Sender unterzubringen. Finanzierungs- und Herstellungszeiten muss man mit mindestens ein bis zwei Jahren veranschlagen (wenn alles glatt und von daher schnell geht), üblich sind Vorlaufzeiten, die sich über mehrere Jahre ziehen. Sechs Monate vor einem bestimmten Jahrestag bei einem Entscheider vorstellig zu werden, hat deshalb wenig Sinn.

© 2017   Nicole Mosleh